Das historische Ensemble mit Stiftkirche und Stiftskapitelhaus

Blick in den um 1220 entstandenen Kreuzgang

Der an der Langhauswand der Stiftskirche befindliche ottonische Kruzifixus stammt aus der Zeit der Gründung der Kirche und gehört damit zu den bedeutendsten Plastiken dieser Art in der deutschen Kunst.

Geschichte

Auf dem Aschaffenburger Stiftsberg erhebt sich seit gut einem Jahrtausend ein einzigartiges Ensemble: Die spätromanische Stiftskirche mit ihrem berühmten Kreuzgang bildet mit dem mittelalterlichen Komplex der ehemaligen Gebäude des Stiftskapitels ein in sich geschlossenes historisches Ganzes. In den diesen Gebäuden der ehemaligen Stiftsverwaltung ist seit 1861 das Stiftsmuseum der Stadt Aschaffenburg untergebracht.

Die Gründung des Stiftes St. Peter und Alexander geht auf Mitglieder der Familie Kaiser Ottos des Großen (912-973) zurück. Die erhaltenen Berichte legen nahe, dass dies bereits vor dem verbrieften Jahr 957 geschehen sein muss. Herzog Liudolf von Schwaben, ein Sohn des Herrschers, und seine Frau Ida gaben damit den Anstoß für eine über tausendjährige geistliche Tradition. Ihr Sohn, Herzog Otto von Schwaben und Bayern, stattete das Stift nach dem Tod seines Vaters prächtig aus. Nachdem der junge Herzog schon 982 auf einem Feldzug in Italien den Tod fand, wurden seine sterblichen Überreste in der Stiftskirche bestattet. Die Kirche und ihr beträchtliches Grundvermögen gingen daraufhin an das Bistum Mainz über. Das Stift sollte, wie die ganze Stadt, bis in das Jahr 1803 „mainzisch“ bleiben.

Die Mainzer Erzbischöfe waren die bedeutendsten geistlichen Herren im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Sie gehörten seit alters dem Kurfürstenkollegium an, das die Wahl des römisch-deutschen Kaisers betrieb. Ihr Einfluss war umfassend und Aschaffenburg diente den Erzbischöfen als standesgemäße Zweitresidenz. Das prächtige Renaissanceschlosses Johannisburg zeugt noch heute von dieser außerordentlichen Stellung.

Eine herausragende Persönlichkeit unter den Mainzer Erzbischöfen am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit war Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Ebenso gebildet wie an Repräsentation interessiert, beschäftigte er so bedeutende Künstler wie Lucas Cranach d. Älteren, Mathis Neithart Gothart, genannt Grünewald, oder Peter Vischer d. Jüngeren. Die Werke dieser bedeutenden Meister prägen bis heute die Kunstgeschichte der ehemaligen Residenz Aschaffenburg.

Der „Magdalenen-Altar“, eines der Hauptwerke der deutschen Malerei der Reformationszeit, kam 1540/41 mit Albrecht von Brandenburg in seine Residenz Aschaffenburg. Kein Geringerer als Lucas Cranach und seine Werkstatt führten im Auftrag des Kardinals die Tafelgemälde mit ihren lebensgroßen Darstellungen der Heiligen und die grandiosen Mitteltafel mit der Auferstehung Christi um 1525 aus.

Der Stiftsschatz St. Peter und Alexander gehört zu den bedeutenden mittelalterlichen Kirchenschätzen in Deutschland. Einige Werke, wie die beiden Silberbüsten der Kirchenpatrone, genießen internationalen Rang. Die Werke veranschaulichen noch heute die tiefe innere Verbundenheit ihrer Schöpfer und Auftraggeber mit den Inhalten des christlichen Glaubens. Pracht und Glaube sind und waren in dieser Perspektive keine Gegensätze. Die größtmögliche Kunstfertigkeit der Künstler und die Kostbarkeit ihres Materials dienten diesen Menschen vielmehr als würdigster Ausdruck für die Gnade und das Wirken Gottes auf Erden.